Vor- und Rücksicht
Videoinstallation, 2003
Beim Betreten des dunklen Raumes trifft man auf eine dunkle Projektionsleinwand, die von der Decke bis zum Boden gespannt ist. Sie ist 4,2 m x 4,2 m groß. Auf ihr läuft eine Großprojektion. Hinzu kommt eine zweite Projektion, die sich innerhalb der größeren bewegt. Sie ist etwa 60 cm x 80 cm groß. Links und rechts von der Leinwand bleiben noch ca. 1,5 m, die dem Betrachter das Betreten des Raumes auf der anderen Seite der Projektionsfläche ermöglichen. Dort, etwa 1,5 m von ihr entfernt, befindet sich auf dem Boden eine Schienenkonstruktion. Auf den Schienen fährt ein Magazinwagen mit Hilfe eines Motors und einer Seilkonstruktion vor der Leinwand hin und her. Auf dem Magazinwagen steht ein Monitor mit einer Bildfläche von etwa 60 cm x 80 cm. Monitor und Wagen bewegen sich zwischen dem Projektor und der Leinwand und werfen dadurch einen Schatten auf die Projektionsfläche. In diesen Schatten wird durch einen zweiten Projektor, der auf dem Wagen montiert ist, das zweite Bild projeziert. In etwa 30 Sekunden bewegt sich der Wagen von links nach rechts, dann bleibt er stehen und fährt gleich wieder in die andere Richtung.
Die drei verwendeten Videobilder kommen von drei synchron gestarteten Abspielgeräten. Die drei präzise aufeinander abgestimmten DVDs lassen die Bildinhalte von einer Projektionsfläche in eine andere übergehen. Ein Loop dauert 10 Minuten.
Im Videobild wiederholt sich ein Motiv, das zweimal in der ähnlichen Einstellung aufgenommen wurde. Einmal handelt es sich um eine männliche, einmal um eine weibliche Figur. Die aufgenommene Person trägt eine Glasplatte unter ihrem Arm und bewegt sich im Freien. Das langsame Gehen der Person wird durch die parallele Bewegung der Kamera begleitet. Dadurch entsteht der Eindruck, dass die Person, obwohl sie geht, immer an der selben Stelle innerhalb des Bildausschnittes bleibt. Das Bild ist in sich gespiegelt: Die linke und die rechte Hälfte sind symetrisch. Es ist so, als würde die Person in sich selbst hinein gehen, als stünde sie sich selber im Wege. Jede dieser Personen erscheint als das Zentrum der Umwelt, als ein Universum für sich. Die Glasplatte spiegelt zwar die Außenwelt, aber durch die Dynamik, die die Bilder auf ihr entwickeln, kommen wir dazu, damit das Innenleben zu assoziieren.
Es geht um ein "Aneinander vorbei Gehen". Die Transportmaschine versucht die Figuren von deren "Lauf auf der Stelle" abzubringen. Die Möglichkeit einer Begegnung wird thematisiert.
Der Übergang des Video-Clips als Ganzes läuft sehr langsam ab. Auch die Bewegung im Videobild ist verlangsamt, das Video läuft nur noch mit einem Fünftel der Echtzeit-Geschwindigkeit. Trotzdem ist der Bildwechsel auf der Glasplatte sehr schnell, denn jede kleinste Körperbewegung verursacht starke Veränderungen der Reflektionen auf der Glasplatte.